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Internationaler Gedenktag für die Opfer des Faschismus

Der Internationale Gedenktag findet traditionell am 2. Sonntag im September statt. Auch in diesem Jahr war DIE LINKE am 10. September in Bernau dabei, um gemeinsam mit den Mitstreitern des Territorialen Bündnisses Bernau und Umgebung der Opfer der Nazibarbarei am Denkmal auf dem Bahnhofsvorplatz zu gedenken.
In der Ansprache von Martin Günther, Mitglied des Stadtvorstandes der LINKEN, wurde auf das Anliegen verwiesen: “In diesem Jahr widmen wir dieses Gedenken den Opfern, die in ihren Kämpfen um ihre Identität und durch ihr Engagement, auch um durch ihr Tun dem Tod zu entfliehen, ihr Leben verloren. Wir rufen zugleich den Weg der Deutschen in die faschistische Diktatur in Erinnerung.“

Nachfolgende Redner*innen zeichneten den Kampf einzelner Persönlichkeiten aus Bernau und Umgebung gegen die Ende der 20-er/Anfang der 30-er Jahre des vergangenen Jahrhunderts aufkommende Nazidiktatur nach. Hildegard Bossmann, Mitglied des Bernauer Stadtvorstandes der LINKEN, beschrieb die damalige Situation wie folgt:
„Weltwirtschaftskrise, Massenverelendung, die Auswirkungen der gescheiterten Novemberrevolution, der aufkommende Faschismus, der bürgerliche Staat mit seinen Wurzeln im Kaiserreich und so vieles mehr prägte die Lebenswelt der Deutschen. Für die Arbeiterschaft galt, um leben zu können, Anpassung oder Kampf gegen Entrechtung und Unterdrückung.
Die Ordnungsversuche des Staates wurden immer härter und in seinem Apparat wirkten immer stärker Faschisten, Nationalisten und Antisemiten. Zwischen Mai 1929 und Dezember 1931 werden 732 Prozesses gegen Angehörige des Rot-Front-Kämpferbundes geführt. Auch die Streikposten während des Holzarbeiterstreikes 1931 in Klosterfelde wurden vor Gericht gezerrt.“ Einer der Kämpfer für die „Antifaschistische Aktion“ in Bernau war Alfred Toups, der im Dezember 1933 in ‚Schutzhaft‘ genommen wurde.“

 

Ähnlich erging es dem Bernauer Kommunisten Wilhelm Gärtner, der im November 1933 in das KZ Esterwegen/Moor verschleppt wurde. Ein Jahr später wurde er wegen Weiterführung der Arbeit in der KPD, bewertet als Vorbereitung zum Hochverrat, verurteilt und in Tegel weggesperrt.
Schon im März 1930 verstarb der Arbeiter Albert Kubow an den Folgen einer Schussverletzung im Krankenhaus Bernau. Täter war ein SA-Mann. In einem späteren Prozess wurde der „Hauptakteur“ lediglich zu 3 Jahren und 6 Monaten Gefängnis verurteilt. Die „Rote Hilfe“ zählte 1930 in einer Dokumentation weitere 36 Personen auf, die von Nazis gemeuchelt wurden.
Der Redner erinnerte in diesem Zusammenhang an die Worte des Genossen Kafke von der „Roten Hilfe“: „Der Golgatha-Weg des deutschen Proletariats ist noch nicht zu Ende. Er wird erst zu Ende sein, wenn wir das kapitalistische System, in dem die faschistischen Mörderbanden gedeihen können, zertrümmert haben.“

In einem abschließenden Redebeitrag zur Justiz und ihr Wirken Anfang der 30-er Jahre wurde betont: „Die reichsgerichtliche bürgerliche Justiz hatte 1932 Frieden mit den Faschisten geschlossen und zudem die Demokratie der Weimarer Zeit beerdigt. Von Papens Staatsstreich, bekannt als ,Preußenschlag‘, zur Beseitigung der Sozialdemokratischen Dominanz in Preußen, wurde vom Leipziger Staatsgerichtshof durchgewinkt. Rechtens!!“
Später folgte die Errichtung der Anstalten der Militärjustiz, wie des Wehrmachtgefängnisses Anklam im Jahre 1940 und dessen Wehrmachtgefangenenabteilungen in Bernau bei Berlin und anderen Ortes. „Orte, in denen der Mensch zum absoluten Nichts wurde, zu einer Kreatur, ohne Recht, Ehre und Würde“, betonte der Redner.

Nachfolgend wurden Kränze und Blumen am Denkmal für die Opfer des Faschismus niedergelegt. Die Teilnehmer*innen der Gedenkveranstaltung verließen nachdenklich den Platz. Einigen mag wohl durch den Kopf gegangen sein, dass auch heute noch Menschen anderen Glaubens, anderer Hautfarbe, abweichender sexueller Orientierung usw. diskriminiert und auch getötet werden. Man erinnert sich an die Worte Berthold Brechts: „Der Schoß ist fruchtbar noch, aus dem das kroch.“

W. Kraffczyk