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3. Politischer Aschermittwoch der Bernauer Stadtfraktion der LINKEN

Das Ensemble beim Abschlusslied.

Die ersten beiden Male – 2010 und 2011 - hatte sie sich mit kleiner Bühne begnügt. Am Freitagabend enterte die Stadtfraktion der Bernauer Linken bei der 3. Auflage ihres Politischen Aschermittwochs die große Bühne des ausverkauften Ofenhauses. Nach anderthalb Stunden waren die mehr als 200 Besucherinnen und Besucher ziemlich aus dem Häuschen. Aller Tage ist auch nicht zu erleben, dass eine ansonsten recht normale Stadtfraktion der LINKEN die Stadtoberen, kommunale Absurditäten und sich selbst so auf die Schippe nimmt.

In Bernau kann sich DIE LINKE das leisten. Sie stellt dort die mit Abstand stärkste  Fraktion in der SVV und mit ihrer Vorsitzenden und Bundestagsabgeordneten Dagmar Enkelmann die heimliche Bürgermeisterin und Gegenspielerin des CDU-Stadtoberen Hubert Handke, der - auf der Bühne sich als „Herr Branzke“ erlebend - tapfer in den kabarettistischen Spiegel blickte. Einwohnerversammlungen sind diesem eine demokratische Folter und besonders jene zu Altanschließerbeiträgen, zu der man zum Verschleppen gleich drei Rechtsanwälte anschleppt. Wichtigstes Ziel von „Herrn Branzke“ sei sowieso, im Amt zu bleiben, allerdings nicht in einem Rathaus mit Glasfassade, weil ihm ein „gläsernes Rathaus“ ein Gräuel ist.

Ein Höhepunkt des Abends war der leibhaftige Gastauftritt des ehemaligen Nachrichtensprechers Klaus Feldmann, der im schönsten Protokolldeutsch Schildbürgerstreiche der kleinen und großen Politik aufspießte und den Brandenburger Linken-Finanzminister Markov in Eurokov umbenannte. Nicht zur Show gehörte, dass Feldmann die Bühne im eingegipsten Bein erklomm – ein Unfall beim Skilaufen, wie er das Publikum aufklärte.

Enkelmann würzte ihren Auftritt als Rednerin, indem sie sich, lässig grüßend durch den Saal schlendernd, von einem Schlapphut verfolgen ließ und diesem (und dem Saal) ein paar intime Lebensdetails verriet, die sich selbst mit nachrichtendienstlichen Mitteln schlecht ermitteln lassen. Bei ihrer Rede blieb einem gelegentlich das Lachen im Halse stecken, so als sie Gauck als den „rechten Kandidaten zur rechten Zeit“ bezeichnete und Stoiber seine Aschermittwochs-Äußerung
um die Ohren schlug, Deutschland müsse in Griechenland „Führungsherrschaft" übernehmen. Enkelmann ließ die Brandenburger Politik und DIE LINKE nicht ungeschoren, machte sich über SPD-Minister Baaske lustig, der bei einem Vattenfall-Besuch C02 in seinen Kaffee getan hätte und „nichts“ sei passiert. DIE LINKE erinnerte sie an einstige Wahlversprechen und Umfragewerte, die offenbar unter Schwerkraft litten. Neuerdings habe die Brandenburger Linke auch einen "Ölscheich" - die Anspielung auf Wirtschaftsminister Christoffers, der nicht nur neue Kohlekraftwerke, sondern nunmehr auch Ölbohrungen für begrüßenswert hält, sorgte für einen johlenden Saal.

Nach der Vorstellung postete Enkelmann bei Facebook, auch 2013 werde es Politischen Aschermittwoch in Bernau geben. Wenn es dafür jetzt schon Karten gäbe, wären die im Handumdrehen weg. Jede Wette.