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Kubas Covid-19 – Impfkampagne und der Widerhall hierzulande

Es ist schon immer wieder interessant, wie es Kuba schafft, in die hiesigen Mainstream-Medien zu kommen.
Da gibt es seit Frühsommer 2019 eine verstärkte Ölblockade der USA gegen die Insel und niemandem stört es hier. So kam es bereits zu dieser Zeit zu Lieferengpässen in der Industrie als auch in der Lebensmittelversorgung der Bevölkerung. Dann, als sich eine Erholung von der Situation abzeichnete, kam die weltweite Pandemie. Kuba beherrschte sie mit seinem Gesundheitswesen trotz Blockade sehr gut. Infolge des Einbruchs des Tourismus und des fehlenden Absatzes bestimmter traditioneller Exportprodukte wie Nickel fehlen Kuba Einnahmen, um noch notwendige Lebensmittelimporte zu tätigen. So kam es wieder seit Frühjahr 2020 zu starken Einschränkungen bei der Versorgung der Bevölkerung und stundenlangem Anstehen vor den Geschäften. Der Aufruf vom UN-Generalsekretär Gutierrez, für die Zeit der Pandemie alle Sanktionen aufzuheben, wurde wie erwartet von den Ländern, die die Menschenrechte immer vor sich her tragen und Sanktionen verteilen, ignoriert. Ein Terroranschlag mit Schusswaffen auf die kubanische Botschaft in Washington in der Nacht zum 30. April 2020 interessierte hiesige Medien ebenfalls mit keiner Zeile und keinem Bild, die sonst bei öffentlichem Schusswaffengebrauch in der „Zivilisation“ tagelang Sondersendungen bringen.

Im Jahr 2021 kam zu einigen Lockerungen im Tourismus. Trotz Quarantäne-Bestimmungen wurde die Delta-Variante des Virus ins Land geschleppt und breitete sich in den angrenzenden Territorien des Tourismus rasend schnell aus und mit stärkerer Wirkung auf die Gesundheit der Infizierten. So kam es schnell zu einer territorialen Überlastung des kubanischen Gesundheitssystems. Durch die lange Pandemie und der Blockade fehlt es an vielem: Medikamente, Hilfsmittel wie Spritzen, Schutzbekleidung… und dazu die schwierige Lebensmittelversorgung. Zu allem gesellte sich noch eine Havarie in einem bedeutenden Sauerstoff herstellenden Werk, das erst vor kurzem wieder in Betrieb ging.

So kam es zu einem sprunghaften Anstieg der Infizierten und Todesfälle. Sofort meldeten sich hierzulande wieder die demokratischen Medien: Kuba stehe vor dem Kollaps seines Gesundheitssystems, Menschen müssen ohne Särge beerdigt werden usw. usf… Dass gerade letzteres wieder eine Fake-Meldung war – nur am Rande erwähnt. Da sich die EU den Interessen Washingtons trotz hehrer Pressemitteilungen und Unterstützung kubanischer UNO-Resolutionen gegen die Blockade willenlos beugt, kann ihr durchaus eine Mitschuld an dieser Lage gegeben werden.

Manche Linke hofften mit dem Regierungswechsel im Weißen Haus auf eine versprochene Aufhebung der harten Sanktionen aus der Trump-Zeit. Aber das war wohl mehr als ein Trugschluss, im Gegenteil: es wurde der Internet-Krieg gegen Kuba forciert. So kam es zu den Protestaktionen am 11./12.7.2021 in Kuba, die nicht immer so friedlich verliefen wie hierzulande dargestellt. Dazu entblödeten sich hiesige Medien nicht, die Demonstration für die Regierung und das sozialistische Kuba am darauf folgenden Wochenende zu benutzen, um sie als gegen die Regierung darzustellen. Neue Sanktionen wurden gegen kubanische Personen verhängt. Alle Versprechen der Demokraten vor der Wahl lösten sich in Luft auf.

Die Initiative rechter Abgeordneter im EU-Parlament am 16. September gegen Kuba wegen angeblicher Unterdrückung demokratischer Rechte wurde selbst von Sozialdemokraten unterstützt. Da nützt es auch nichts, wenn die neue EU-Botschafterin Pedrosa in Havanna in der Vorwoche für eine Verstärkung des Dialogs eintrat. Ihr Vorgänger trat auf Grund einer Hetzkampagne rechter EU-Abgeordneter zurück.

Während die europäischen Staaten wie Italien, Andorra, Großbritannien, Frankreich (letztere auf ihren Karibikinseln) Hilfe von der Insel im Jahr 2020 bekamen, schweigen sie in dem Moment, wenn Kuba Hilfe braucht.

Aber die Insel ist auf der internationalen Bühne nicht mehr allein. Hier irren sich die Mainstream-Medien wieder einmal, wenn sie schreiben, Kuba stehe isoliert da. Diesmal kam die Hilfe nicht nur aus Russland (80 t Lebensmittel, med. Güter), China (derzeit werden 120 t med. Güter geliefert), Vietnam, Japan sondern auch aus vielen lateinamerikanischen Ländern wie Bolivien, Nikaragua, Venezuela, Mexiko, Argentinien, Jamaika, Dom. Republik sowie kleineren Karibikinseln. Selbst Länder wie Thailand halfen Kuba. Weltweit mobilisiert die Kuba-Solidaritätsbewegung, um notwenige medizinische Gegenstände nach Kuba zu liefern. So kann seit Sommer die Impfkampagne im landesweiten Maßstab durchgeführt werden. Allen Spender*innen hierzulande gilt unser Dank!

Anfang September wurde mit der Impfung von Kindern begonnen. Schon vermeldeten es ZDF und ARD, allerdings mit der Falsch-Meldung versehen, dass die WHO diese Impfstoffe nicht zugelassen habe. Dies trifft nicht zu, da Kuba zu diesen Impfstoffen erst jetzt Gespräche mit der WHO über die Zulassung beginnt.
In Kuba werden seit Entwicklung der fünf verschiedenen Wirkstoffe gegen Covid-19 umfangreiche und ständig weiterentwickelte Studien durchgeführt. Dabei wird erforscht, welches Medikament für welche Gruppe das beste ist. So gibt es verschiedene Kombinationen der Impfstoffe für Nichtinfizierte, Genesene und nun auch für Kinder. Die Impfstoffe basieren nicht auf der mRNA-Technologie sondern auf Plattformen, auf denen schon andere Impfstoffe entwickelt wurden, die erfolgreich an Kindern verabreicht wurden, so dass hier weniger Schwierigkeiten bestehen.

Trotz aller Bemühungen ist die wirtschaftliche Lage weiterhin angespannt. Dieses Jahr kamen nach Havanna, Cayo Coco und Varadero bis zum 31. August nur 163 743 internationale Besucher. Das sind 824.000 weniger als im gleichen Zeitraum des Vorjahres.
Die geplanten Veränderungen im Wirtschaftssystem werden jedoch weiter vollzogen. Diese betreffen insbesondere die Landwirtschaft. Gerade hier schlägt die Blockade verhindernd zu, da notwendige Geräte und Materialien nur über Um- oder lange Transportwege teurer beschafft werden können. Angeblich wollten die USA doch bei der Veränderung des Wirtschaftssystems unterstützend wirken…

Mit dem Voranschreiten der Impfkampagne ist geplant, ab dem 15. November schrittweise das Land für den Tourismus wieder zu öffnen. Eine Impfbescheinigung oder der Nachweis eines negativen PCR-Tests (max. 72 h alt) sind von den Tourist*innen mitzubringen. Während des Kuba-Aufenthalts ist für eine entsprechende Versorgung im Infektionsfall durch die Umwidmung von Hotels gesorgt. Für Privatreisende ist weiterhin eine 14-tägige Quarantäne vorgesehen.

Links:
http://de.granma.cu/cuba/2021-09-10/wie-sich-kuba-auf-die-wiederoffnung-seiner-grenzen-vorbereitet

https://translate.google.com/translate?hl=de&sl=es&u=http://www.granma.cu/cuba/2021-09-07/quien-dice-que-no-da-la-crianza-de-cerdo-criollo-07-09-2021-21-09-10&prev=search&pto=aue

Interessanter Artikel des brasilianischen Befreiungstheologen Frei Betto zu Kuba:

https://amerika21.de/blog/2021/09/253886/kuba-widersteht

Erik Fischer
(
Cuba sí, Regionalgruppe Barnim-Uckermark)