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Pioniertat ist der Ehre wert

In Halle wurde das Planetarium saniert. Vor seiner Neueröffnung diskutierte der Stadtrat über die Beibehaltung des Namenszusatzes „Sigmund Jähn“, der 1978 als erster Deutscher ins All flog. Er war Generalmajor der NVA, die Streitkräfte der DDR, und starb 2019 82-jährig in Strausberg, Die Beauftragte des Landes Sachsen-Anhalt für die Aufarbeitung der SED-Diktatur forderte eine Namensänderung, da Sigmund Jähn eine Stütze der SED gewesen sei. Auch die entsprechende Beauftragte des Landes Brandenburg forderte dies. Ende Februar entschied der Stadtrat in Halle, die Einrichtung künftig nur „Planetarium Halle“ zu nennen, der Vorschlag der LINKEN, den Zusatz „Sigmund Jähn“ beizubehalten, wurde abgelehnt.

Sigmund Jähn wird vorgeworfen, sich nicht ausreichend genug von der DDR distanziert zu haben. Was will man damit all den Menschen sagen, die ihre Lebensleistungen in der DDR erbracht haben? Sollen diese Leistungen nur noch dann der Ehre wert sein, wenn sie mit einer möglichst vollständigen Verleugnung der damals vertretenen Ideale einhergehen? Und werden andere heute geehrte Menschen eigentlich auch auf das reduziert, was sie zu ihrer Zeit nicht getan haben und vielleicht auch hätten tun können?
Sigmund Jähn war der erste Deutsche im All. Das ist er geworden, weil es die gesellschaftlichen Verhältnisse sowie seine geistigen und körperlichen Voraussetzungen ermöglicht haben. Gleichzeitig trat er bewusst für die Gestaltung einer sozial gerechten Gesellschaft für alle Menschen ein und diente zum Schutz des ersten Versuches einer derartigen Gesellschaft in den Streitkräften der DDR. Die Auseinandersetzung um eine solche bessere Gesellschaft und darum, wie diese gestaltet werden könnte, ist auch heute noch nicht beendet.

Von denjenigen, die gegen eine Gesellschaft sind, die den Anspruch hat, allein dem Wohle aller Menschen und nicht nur einiger Weniger verpflichtet zu sein, oder die zumindest die wirklichen Motive vieler Menschen in der DDR bewusst nicht sehen wollen, wird er nun als Scherge der Unterdrückung diffamiert. Für die anderen ist er ein Pionier der Wissenschaft und ehrlicher Suchender bei der Gestaltung des menschlichen Lebens. Sigmund Jähn war ein bescheidener und aufrichtiger Mensch und damit für viele in der DDR und auch für mich ein wirklicher Held im besten Sinne.

Ich trete für die Würdigung seiner wissenschaftlichen und technischen Pioniertat ein und seiner Diffamierung entgegen. Dies unter anderem auch deswegen, weil er für die nachfolgenden Raumfahrer der BRD stets ein aufgeschlossener, freundlicher und äußerst fachkundiger Ratgeber und Begleiter war. Sigmund Jähn ist Ehrenbürger der Stadt Strausberg, in der er bis zu seinem Tod lebte.

Niel-Olaf Lüders (OW-Beitrag)