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„Keiner schiebt uns weg …“

… war das Motto der Jubiläumsveranstaltung des Politischen Aschermittwochs, der seit 2010 jährlich von der Bernauer Stadtfraktion der LINKEN in Szene gesetzt wird. Dieses Mal musste sogar die Bernauer Stadthalle gemietet werden, um dem wachsenden Zustrom der Besucher gerecht zu werden. Aber auch sie war schon bald nach Beginn des Einlasses fast bis auf den letzten Platz nicht nur von Anhängern der LINKEN besetzt. Als besonderer Ehrengast konnte z. B. die Landtagspräsidentin Britta Stark (SPD) begrüßt werden.

Wie immer wurden von den Akteuren drängende Probleme der Stadt und Kuriositäten aus Politik und Parlamentsarbeit humorvoll zur Sprache gebracht oder zu bekannten Melodien gesungen. So amüsierte sich das Publikum z.B. über das Lied „über die Redezeit“ nach den Noten von „Der Kuckuck und der Esel, sie hatten einen Streit…“, wobei es inhaltlich um den Schlagabtausch zwischen Herrn Sauer (CDU) und Herrn Vida (Freie Wähler) um Redezeiten in der SVV ging. Diese Konkurrenz zwischen den Politikern wurde später nochmals aufgegriffen, als sich das Rumpelstilzchen (Peter Vida), dargestellt durch Irene Köppe, mit dem Däumling (Daniel Sauer), verkörpert durch Matthias Holz, um die Rangliste bei der Verbreitung von „Schund“ stritten.
Natürlich wurde auch das lange diskutierte Thema „Straßenausbaubeiträge“ nicht ausgelassen. Dazu gab es die „99zigste Sondersitzung des SVV“, zu der es 6 gegensätzliche Anträge gab: für den Erhalt der Beiträge, die Abschaffung, die Erhöhung, die Senkung und schließlich „Modellprojekte“. Mit einem Seitenhieb auf die Linksfraktion im Landtag, die in dieser Frage „umgefallen“ sei, endete die Szene.
Weiter ging es mit Sketchen zum Pankepark mit seinem Teufelspfuhl und dem Klimawandel. Letzterer zeichne sich auch in Bernau ab und werde Mangel an Getreide und Brot hervorrufen. Allerdings schrecke dies nicht alle Bernauer*innen. Ignoranten würden dann eben „Kuchen essen“.
Thematisiert wurde auch die sich in der Stadt zuspitzende Verkehrsproblematik. Eindrucksvoll in diesem Zusammenhang die Szene zum Schienenersatzverkehr: In überfüllten Bussen komme man sich durchaus näher.
Ein Höhepunkt des Abends war der Streit zwischen den Ortsteilen: „Börni“, „Ladi“, „Schöni“, „Waldi“, „Lobi“ und die „3 Birken“ brachten ihre Wünsche und Forderungen – Supermarkt, Radwege, Windräder, neue Straßen, Gemeindehäuser - gegenüber der „Sonne“ (SVV) zum Ausdruck, wurden aber von ihr an den „König“, Bürgermeister A. Stahl, verwiesen.
Apropos „Bürgermeister“. Wie der Nachrichtensprecher zwischen den Szenen u.a. verkündete, habe sich A. Stahl außerordentlich darüber gefreut, dass der Bau des neuen Rathauses deutlich weniger als 20 Mio. EUR kosten werde.
Besonderen Applaus erntete das „Ballett für Bernau“ (BfB). Die Solisten Burkhard Seeger, Marek Lipp, Matthias Holz, Wolfgang Kirsch und Michael Junghans demonstrierten, dass Bernau auch kulturvoll kann.
Amüsant war auch die Übertragung des Fußballspiels „FC Bundestag (gesponsert von der deutschen Automobilindustrie) gegen USA“ bei der „Parlamentsweltmeisterschaft“. Hervorgehobene Spieler: Donald Trump -„Er zieht die Fäden im Mittelfeld, ist der Chef der Verteidigung und im Sturm der Vollstrecker“; Gregor Gysi als „gelernter Zonenverteidiger“; die Flügelspieler Robert Habeck und Annalena Baerbock, die „permanent die Seiten wechseln“; Merkel, die „böse vom grobschlächtigen Horst Seehofer abgegrätscht“ wird; Björn Höcke mit der Nummer 88, der in Streit mit Franz J. Strauß ob der „am weitesten rechten Position“ gerät; Markus Söder, der als Torwart „keinen rein lässt“, und letztlich Sahra Wagenknecht, die „im Abseits steht“ und versucht, die „Besucher zum Aufstehen zu bewegen“.
Viel Beifall gab es ebenso für „Merkels Abschied“ (Margot Ziemann), bei dem sie auf ihre „Verdienste“ verwies, so u.a. auf das Ausrollen des roten Teppichs für die Wirtschaft und die Bankenrettung auf Kosten der kleinen Leute. Der Dank an jene, die sich den Rufen „Merkel muss weg“ entgegengestellt hatten, verknüpfte sie mit dem Bedauern, dass  darunter im Barnim kaum jemand aus der CDU war.
Naturgemäß richtete sich der Spott vor allem gegen die politische Konkurrenz, wobei er besonders bissig gegenüber der AfD geriet. So wurde in der Szene „Denunziationshotline AfD“ z.B. eine Schülerin zitiert, die sich über ihre Mathelehrerin beschwert, weil sie das Schreiben arabischer Zahlen verlangt. In einem weiteren Sketch wurde AfD-Kreisvorsitzender K.-P. Kulack vorgeführt, der „als Lehrer von einer Republik bezahlt“ wird, die er für „verkommen“ hält und selber am „Verbreiten des rudimentären Bildungsangebotes mitgewirkt“ habe, wogegen er jetzt wettert.
Dass das Programm, erarbeitet unter der Regie von Dr. Dieter Korczak, im Kontext mit den bevorstehenden Kommunalwahlen zu verstehen ist, war nicht zu übersehen. So wurde die bekannte Novelle von Kurt Tucholsky „Ein älterer, aber leicht besoffener Herr“, der über die Parteienlandschaft im Jahr 1930 sinniert, von Sören-Ole Gemski hervorragend auf der Bühne wiederbelebt. Zudem befasste sich ein Sketch mit den „Gefühlen“ der Brandenburger Parteien, wobei DIE GRÜNEN strahlen, die FDP zwar klein aber mit „großer Klappe“ daherkommt, die SPD trauert und die AfD den „Miesepeter“ spielt. DIE LINKE fühle sich dagegen unverstanden, erhält aber den aufmunternden Hinweis, dass sie von „Keinem weggeschoben“ werden kann.

Der Abschluss des Abends fiel wieder in die Verantwortung von Sebastian Walter, Spitzenkandidat der LINKEN zur Landtagswahl. Er griff in seiner Büttenrede nicht nur Bernauer Aspekte wie den Streit um Redezeit in der Stadtverordnetenversammlung auf, sondern ging auch auf bundes- und landespolitische Themen ein. Mit AKK marschiere die CDU zurück in die Vergangenheit, antworte auf Kriegstreiberei mit eigener Aufrüstung und europäischem Säbelrasseln. Und die Bundes-SPD wolle die Probleme lösen, die sie selbst geschaffen hat. Sie singe die alten Lieder mit leicht geänderter Melodie und gibt ihnen neue Namen. Die Landes-SPD überhöre allerdings das „Klingeln“ aus der Zentrale. Nach wie vor gelte in Brandenburg die Metapher, dass DIE LINKE im Maschinenraum schuftet, während die SPD auf dem Sonnendeck liegt. Persönlich gab er abschließend das Versprechen ab dafür zu sorgen, dass der Aufschwung nicht nur in der Zeitung steht, sondern auch bei den Brandenburgerinnen und Brandenburgern ankommt.

Die Akteure, aber auch die Mitstreiter vor und hinter der Bühne wie R. Neumann am Keyboard und R. Schulz an der Gitarre, T. Sohn an den Reglern für Ton und Beamer, erhielten am Ende der mehr als 2-stündigen Veranstaltung brausenden Applaus für den äußerst gelungenen Abend. Möglicherweise muss im nächsten Jahr noch ein größerer Saal gefunden werden ...
W. Kraffczyk
(Fotos für die Diashow: F. Müller, W. Kraffczyk)
(YouTube-Video: F. Müller)


Unser Video bei YouTube

Die Veranstaltung in Gänze (2:26 h)

Unsere Ehrengäste: Landtagspräsidentin Britta Stark (r.), Bürgermeister A. Stahl (l.) und seine Vorgänger H. Handke und Jochen Klein (2.v.l.)
Der Regisseur Dr. Dieter Korzcak (m.) und Thoams Sohn an den "Reglern" am Laptop.
Sorgte für die musikalische Begleitung: Reinhard Neumann