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Sängerin mit Überraschungen

Angelika Weiz bei "Offene Worten mit Dagmar Enkelmann"

Angelika Weiz bei ihrem Auftritt (Foto: privat)

Mit einer Überraschung warteten die "Offenen Worte" am Sonntag auf: Bevor Gastgeberin Dagmar Enkelmann die erste Frage stellen konnte, gab Sängerin Angelika Weiz eine Kostprobe ihrer kraftvollen Stimme und trug die Soulballade "I Believe I Can Fly" von R. Kelly von 1996 vor.

Im gut besuchten Bernauer Treff 23 machte sich sogleich Konzertatmosphäre breit. Auch ihrem Ruf als Freigeist mit jeder Menge Humor und als einer Künstlerin, die kein Blatt vor den Mund nimmt, machte Angelika Weiz alle Ehre. Aufgewachsen im thüringischen Eichsfeld und gefördert durch den musikalischen Großvater habe sie bald entdeckt, dass Sängerin zu sein ihre Passion ist. Zwecks beruflicher Absicherung absolvierte sie eine Fotografen-Lehre, schlug dann aber eine professionelle musikalische Laufbahn ein. Weiz, die mit vielen Show-Größen der DDR auf der Bühne gestanden hatte, weiß viele Geschichten zu erzählen - über ihre Freundschaft zur Silly-Sängerin Tamara Danz, wie sie mit dem Opernsänger Siegfried Vogel auftrat oder wie sie zu einer Ost-Ausgabe der westdeutschen Disco-Band "Silver Convention" gemacht werden sollte.

Letzteres lehnte sie natürlich ab. Nicht nur weil sie - ein altes, von Enkelmann ausgegrabenes Zitat bestätigend - musikalisch "eher auf Krawall stehe". Künstlerische Kompromisse sind ihr Ding nicht. Allein die Story, wie Weiz 1988 zu ihrer ersten Amiga-Platte kam, wäre schon abendfüllend gewesen. Am Ende sorgte der einzige, eigentlich auf Forderung der Plattenfirma hineingekommene, deutschsprachige und von Weiz kritisch erweiterte Song "Unsere Heimat" dafür, dass die Platte zurückgezogen wurde und erst nach der Wende 1992 erschien. Auf die Arbeit ist Weiz, die sich selbst als "absolute Pazifistin" sieht, nach wie vor stolz. Ihre Variante von "Unsere Heimat" habe heute noch Gültigkeit, sagte sie fast nebenbei im Treff 23.

Alle musikalischen Stationen von Weiz - seien es ihr Gospel- oder ihr Händelprojekt oder die Zusammenarbeit mit dem Filmorchester Babelsberg - waren in den knapp zwei Stunden kaum abzuhandeln, wie auch ihre Arbeit als künstlerische Leiterin der Kulturbrauerei in Berlin. Ihre Erfahrungen aus gut 40 Jahren Leben von und mit der Kunst brachte Weiz so auf den Punkt: Vor der Wende hätten die Kulturfunktionäre gewusst, ohne die Künstler würde es sie nicht geben. Nach der Wende dachten die Funktionäre dann, die Künstler wären Dienstleister.

Zum Ende wartete Weiz noch mit einer weiteren Überraschung auf. In den nächsten Tagen werde sie nach Lanke umziehen. Dagmar Enkelmann nahm ihr noch das Versprechen ab, im Barnim in absehbarer Zeit ein Konzert zu geben.

Manfred Schwarz