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Reizthema Windkraft

155 Windkraftanlagen gibt es im Barnim, 2 Kilometer vom Liepnitzsee entfernt und bei Prenden gibt es noch Windeignungs-Flächen. Bei einem in Brandenburg empfohlenen Mindestabstand von 1000 Metern zu Wohnbebauungen, geschützten Naturflächen (eine bundes-einheitliche Regelung gibt es nicht), stehen unter 2 Prozent der Landesfläche als Windeignungsgebiete zur Verfügung. Die Regionale Planungsgemeinschaft Uckermark-Barnim weist Gebiete aus, das Landesumweltamt genehmigt Anlagen auf Antrag der Betreiber im Planungsverfahren unter Beteiligung der Kommunen. Wieviel Produktionsbedarf gibt es, wenn 2038 das letzte Kohlekraftwerk vom Netz geht? Wie kann Stromversorgung und -übertragung gesichert und Strom gespeichert werden? Themen, die in kurzen Statements nur angerissen werden können.
(OW-Beitrag)

Pro Windkraft

Vor dem Hintergrund der Klimaentwicklung ist die Energiewende notwendig. Die Bundesrepublik kann dafür technologisch neue Entwicklungen vollziehen und Sozial- und Industriestaat bleiben. Deshalb bin ich für einen angemessenen Anteil an Windkraft als Teil der Energiewende, die die Bereiche Energieerzeugung und -übertragung, Mobilität und Wärmemarkt umfasst. Auf diesen vier Säulen basiert die Energiestrategie 2030, die unter der Rot-Roten Landesregierung in Brandenburg 2011 beschlossen wurde. Damit hat Brandenburg die Entwicklung von Speichertechnologien voran getrieben: Wasserstoff, Wärmespeicherung, Batteriespeicher, Salzspeicher, Eisspeicher stehen inzwischen zur Verfügung und könnten in den nächsten 10 Jahren in das Netz der Energieversorgung integriert werden. Dies ist entscheidend, um eine dauerhafte, wetterunabhängige, Energieversorgung aus Erneuerbaren Energien zu ermöglichen.
Die Energiewende wurde zu Beginn als etwas „konfliktfreies, moralisch Gutes“ dargestellt. Das ist falsch. Es werden Flächen benötigt, die sich nicht in Großstädten sondern ausschließlich in ländlichen Räumen befinden, faktisch eine Industrialisierung des Ländlichen. Deshalb muss festgelegt werden, unter welchen Bedingungen Flächen in Anspruch genommen werden dürfen. Brandenburgs Fläche beträgt 29.654 Quadratkilometer, 2 Prozent davon (593 km²) könnten für Windkraft genutzt werden. Das ist eine absolute Grenzbelastung! Aber im Umkehrschluss: Auf 98 Prozent der Flächen dürfen keine Windräder gebaut werden.
Um Infraschall gering zu halten, wird in Brandenburg ein 1000-Meter-Abstand zu Wohngebäuden empfohlen, eine bessere Norm als in vielen anderen Ländern.
In Brandenburg gibt es gegenwärtig 3.890 Windkraftanlagen (Dezember 2019). Zum Vergleich: in Mecklenburg-Vorpommern: 1.942, in Niedersachsen: 6.342. Die Akzeptanz ist sehr verschieden, und unterscheidet sich auch zwischen Generationen. Vor einer Entscheidung aber werden Betroffene einbezogen.
Es gibt in der Bundesrepublik ein großes Defizit im Leitungsausbau, unter anderem wegen Klage- und langwierigen Planungsverfahren, was im übrigen auch zu erheblichen Kosten-steigerungen führt.
Im Bereich der Erneuerbaren  Energien, einschließlich Windkraft, arbeiten gegenwärtig mehr Beschäftigte als in den Kohleregionen bundesweit, in Brandenburg 18.600 (Stand: 2016).
Nach Angaben der Bundesnetzagentur wurden nur 2,6 Prozent der Energieerzeugung aus Erneuerbaren Energien „abgeregelt“, das heißt, dass die Produktionsanlagen vom Netz genommen wurden. 2019 wurden rund 1,4 Milliarden Euro bundesweit für so genannte Systemsicherheit im Stromnetz aufgewandt, darunter 473 Millionen für das Regeln und Herunterfahren konventioneller Kraftwerke, 635 Millionen für abgeregelte EEG-Anlagen und 330 Millionen für den Einsatz der Reservekraftwerke. Diese Aufwändungen sind nur zu verringern, wenn der Netzausbau und die Integration von Speichern so schnell wie möglich umgesetzt wird.
Bürgerinnen und Bürger müssen bei Stromkosten entlastet und die Kosten gerechter verteilt werden. Seit 2010 verhindern aber vor allem  Baden-Württemberg und Bayern eine deutschlandweit einheitliche Umlage. Vorschläge zur Entlastung von Regionen, die einen hohen Anteil erneuerbarer Energien haben, wie z.B. die Senkung der Stromsteuer, haben bisher keine Mehrheit gefunden. Im so genannten Kohlekompromiss finden sich Aussagen, das zu verändern. Bisher sind sie nicht umgesetzt worden.
Ralf Christoffers, Mitglied in der Regionalen Planungsgemeinschaft Barnim-Uckermark (LINKE)

Contra Windkraft

Warum  ich die ungebremste Errichtung von Windrädern kritisch sehe:
Seitdem im Jahre 2011 nach dem Tsunami und der Katastrophe von Fukushima der Atomausstieg Deutschlands für 2022 beschlossen wurde, frage ich mich, wie soll das Industrieland Deutschland seine Energiebilanz gestalten? Wo kommt dann der Strom und die Wärme her? Zuverlässig, stabil, bedarfsgerecht und für alle bezahlbar sollen sie sein. Für viele ist die Errichtung von Windrädern die einzige Alternative.
Auf den ersten Blick scheint das auch so zu sein.
Windenergie ist eine der saubersten Energiequellen, die wir auf der Erde haben, sie ist unerschöpflich, kostenlos, dauerhaft und erneuerbar, eine scheinbar perfekte Energiequelle.
Aber kann sie einen Industriestandort Deutschland anspruchsgerecht versorgen?
Sie unterliegt natürlichen Schwankungen, deshalb braucht man vor allem Speicher, die es in absehbarer Zeit aber nicht geben wird. Das Stromnetz hat praktisch keine Speichermöglichkeit, deshalb müssen Stromnachfrage und -erzeugung immer im Gleichgewicht sein, nur mit Windrädern kann man das nicht erreichen.
Windflauten, oder sehr starke Winde mit Orkancharakter führen zu Abschaltungen von Anlagen und einer Unterversorgung des Netzes. Mit dem sukzessiven Abschalten der Kohlekraftwerke wird sich die Situation noch verschlimmern und Versorgungsprobleme könnten die Folge sein. Oder noch schlimmer, wir müssen Atomstrom aus Frankreich oder aus veralteten Kohlekraftwerken unserer Nachbarländer importieren.   
Seit 20 Jahren wird die Errichtung von fast 40.000 Windrädern über die  EEG-Umlage (Erneuerbare Energien Gesetz) hoch subventioniert, vor allem zu Gunsten großer Konzerne, aber auf Kosten aller Verbraucher. Jetzt stottert die „Gelddruckmaschine Windräder“, über 30 Milliarden Euro hat sie schon ausgespuckt. Die Förderung läuft bei vielen Anlagen bald aus, und 10 Prozent Rendite sind nicht mehr möglich. Schon jetzt werden in jedem Jahr über 1 Milliarde Euro an Windkraftbetreiber ausgezahlt, deren Windräder gar nicht am Netz sind.
In der Bevölkerung wächst die Ablehnung gegen tausende zumeist auch noch höhere Anlagen. Die Diskussion um Infraschall, Mindestabstand zu Wohnbebauungen, Habitatszerstörung, Beeinträchtigungen durch Flugwarnbefeuerung und der Einfluss auf das Landschaftsbild wird sehr emotional geführt und oftmals werden die Kritiker dieser Politik als Interessenvertreter der Atom- und Kohlelobby verunglimpft. Eine Versachlichung dieser Diskussion ist dringend geboten. Die Akzeptanz nur durch Entschädigungs- oder Kompensationszahlungen angrenzender besonders betroffener Gemeinden herzustellen, greift meines Erachtens zu kurz. Nur mit den Bürgern kann die Energiewende gelingen. In die Planung von Windkraftanlagen müssen sie einbezogen werden und zwar nicht erst wenn sie protestieren, sondern von Anfang an.
Strom- und Wämeversorgung sollten generell nicht Gegenstand von Renditeüberlegungen sein. Bei uns in Brandenburg stehen fast 4.000 Windräder und trotzdem haben wir die höchsten Strompreise, dass versteht kaum jemand.
Fast 1.000 Bürgerinitiativen in Deutschland haben sich gebildet und fordern ein Moratorium des Baus neuer Anlagen bis klar ist, wie der Strom gespeichert werden kann, wie er von Nord nach Süd kommt und ob neue Technologien wie z.B. „Power to Gas (Wasserstoff )“ eine Zukunft haben.
Dr. Burckhard Ackermann, Gemeindevertreter in Ahrensfelde (LINKE)


Quelle: Pixabay